Der Bewerbungsablauf und die juristische Ausbildung bei der WINHELLER Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
In diesem Interview, welches im März 2022 stattgefunden hat, beantwortete die Leiterin HR Hanna Happel Fragen zu den Themen rund um den Bewerbungsablauf (Anschreiben, CV, Bewerbungsgespräch) und die juristische Ausbildung bei der WINHELLER Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Wie viele Bewerbungen gehen regelmäßig ein und wie hoch sind die Übernahmechancen? Was macht eine gute Bewerbung aus und wie überzeugt man im Bewerbungsgespräch? Wie gestaltet sich die Referendariatsstation? Alle Antworten auf diese und mehr Fragen findest du hier.
Zur Person
Hanna Happel, 39 Jahre alt, ist seit über zwei Jahren bei der WINHELLER Rechtsgesellschaft mbH tätig. Ihr „Daily Business“ besteht aus allen Themen rund um Personal und Organisation – angefangen bei der Rekrutierung neuer Kolleginnen und Kollegen über die Mitarbeiterbetreuung bis hin zum Employer Branding und organisationsentwicklungsspezifischen Themen. Zuvor hat Frau Happel 12 Jahre in der Personalberatung verbracht. Sie ist Systemischer Business Coach und Organisationsentwicklerin und hat im vergangenen Jahr ein berufsbegleitendes Studium der Psychologie begonnen.
Zum Unternehmen
WINHELLER ist eine mittelständische Kanzlei und berät bereits im 16ten Jahr erfolgreich nationale und internationale Mandanten im Wirtschaftsrecht, Bankrecht, Gemeinnützigkeitsrecht und in Steuerfragen. Im Recht kryptografischer Währungen und im Nonprofit-Recht zählt die Kanzlei zu den führenden Adressen in Deutschland. Als One-Stop-Shop liefert die Kanzlei bundesweit sämtliche rechtlichen und steuerlichen Beratungsleistungen aus einer Hand.
Das Interview
Klingenberg: Liebe Frau Happel, vielen Dank zunächst, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Es soll maßgeblich um den Bewerbungsprozess im Allgemeinen sowie um die juristische Ausbildung und den Berufseinstieg bei der WINHELLER Rechtsanwaltsgesellschaft mbH gehen. Zum Einstieg folgende Frage: Wie viele Bewerbungen bearbeiten Sie im Durchschnitt monatlich und wie viele davon sind von etablierten Rechtsanwälten, von Berufseinsteigern und von Referendaren?
Hanna Happel: Monatlich bearbeiten wir ca. 40-50 eingehende Bewerbungen. Viele BerufseinsteigerInnen interessieren sich für uns, was uns sehr freut. Eine Reihe von Bewerbern sind Wissenschaftliche Mitarbeiter/Studenten, etablierte Rechtsanwälte sind auch mit von der Partie. Grundsätzlich sind wir auch selbst sehr aktiv am Markt, was die Kontaktaufnahme mit interessanten Studenten und natürlich auch Anwälten anbelangt.
Klingenberg: Was zeichnet Ihrer Meinung nach ein gutes Bewerbungsschreiben aus? Was ist insoweit für Sie ein Ausschlusskriterium?
Hanna Happel: Für meinen persönlichen Geschmack ist ein gutes Anschreiben klar und präzise formuliert und es ist in wenigen Sätzen erkennbar, weshalb der Bewerber sich an uns wendet und was er sich von der Zusammenarbeit mit uns erhofft. Ansonsten finde ich Anrufe klasse – man kann am Telefon häufig weitaus schneller Dinge klären und der Vorteil ist: beide Seiten bekommen ganz schnell ein Gespür füreinander. Noten spielen selbstverständlich bei Juristen immer eine Rolle, allerdings ist der Gesamteindruck entscheidend, d.h. es zeigt jemand extracurriculares Engagement, gleicht eine Note ggf. durch einen LL.M. oder eine sonstige Weiterbildung aus usw. Da sich unsere Kanzlei u.a. auf die steuerliche Beratung in den Bereichen Nonprofit-Recht, Kryptosteuern oder Vermögen, Stiftung, Nachfolge, Stiftung spezialisiert hat, freuen wir uns natürlich insbesondere auch über Bewerber, die Interesse am Steuerrecht mitbringen und im besten Fall sogar bereits Erfahrung auf diesem Gebiet haben.
Klingenberg: Und wie sieht es mit dem Curriculum Vitae aus? Was zeichnet für Sie einen guten Lebenslauf aus und was ist hierbei für Sie ein Ausschlusskriterium?
Hanna Happel: Ich fände es zu limitierend, allein basierend auf den Daten, die in einem CV stehen, ein Urteil zu fällen. Klar sind namhafte Stationen, gute Noten und ein extracurriculares Engagement beeindruckend und lassen gewisse Rückschlüsse zu. Gleichermaßen spannend empfinde ich jedoch, über das in den Austausch zu kommen, was nicht auf einem CV steht: Woher kommt jemand, was hat ihn/sie geprägt? Wie motiviert sich jemand, wie ist der Umgang mit schwierigen Situationen usw. Das sind alles Themen, die im Berufsleben eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie die Fähigkeit zur Teamarbeit und zum Netzwerken. Auch ein hohes Maß an Service- und Mandantenorientierung ist wichtig. Nicht zuletzt jedoch auch das persönliche Engagement sowie die Fähigkeit, Arbeit und Freude in einen sinnvollen Zusammenhang bringen zu können.
Klingenberg: Nun konnte ein Bewerber Sie von sich überzeugen und Sie laden ihn zu einem Vorstellungsgespräch ein. Worauf achten Sie beim Bewerber und was sollte dieser beim persönlichen Gespräch möglichst unterlassen?
Hanna Happel: Mir persönlich gefällt es, wenn jemand sich so zeigt, wie er ist und möglichst die typischen Floskeln, von denen jeder ausgeht, ein zukünftiger Arbeitgeber wolle diese hören, weglässt. Negativ über den aktuellen/ehemaligen Arbeitgeber zu reden, ist ein absolutes No Go. Punkten kann jemand, der sich erkennbar darüber Gedanken gemacht hat, weshalb er zu uns passt und in welchem Bereich er sich einbringen möchte und damit zeigt, dass er die Kanzlei voranbringen und seinen Beitrag leisten möchte.
Klingenberg: Was sind Ihre drei TOP-Fragen, die Sie im Grunde jedem Bewerber während eines Vorstellungsgesprächs stellen?
Hanna Happel: Grundsätzlich sind das meine TOP 3 Kategorien, in welchen ich Fragen stelle: Fragen zur Persönlichkeit, der Motivation und Arbeitsweise sowie zu den Erwartungen. Zudem finde ich Fragen nach Beziehungen (zu Kollegen, Vorgesetzten, Familienmitgliedern) spannend, ebenso wie den Umgang mit herausfordernden Situationen.
Klingenberg: Vielen Dank für diese interessanten Einblicke zu Ihrem Bewerbungsprozess. Kommen wir nun zur juristischen Ausbildung bei WINHELLER: Wie gestaltet sich die Referendariatsstation? Wie sieht in diesem Zusammenhang der typische Tagesablauf eines Rechtsreferendars bei WINHELLER aus? Gibt es in der Ausgestaltung Unterschiede zwischen der Anwaltsstation und der Wahlstation?
Hanna Happel: Typische Tagesabläufe sind wohl eher die Seltenheit – ein paar Dinge gehören sicherlich dazu wie z.B. Mails checken, sich mit dem zuständigen Anwalt abstimmen, was Arbeitsschritte anbelangt, was heute Priorität hat, Teammeetings usw. Grundsätzlich ist uns eine praxisnahe Ausbildung sehr wichtig. Wir möchten einen echten Einblick in das zukünftige Aufgabengebiet eines Anwalts/einer Anwältin anbieten. Referendare werden bei uns daher vollumfänglich eingebunden – sowohl in das bestehende Fachteam als auch bei Mandatsterminen. Selbstverständlich gehören Aufgaben wie die Recherche von juristischen Sachverhalten und deren Aufbereitung mit dazu.
Klingenberg: Wie viele Referendare nimmt WINHELLER durchschnittlich im Jahr auf und wie viele dieser Referendare werden durchschnittlich übernommen? Welche Kriterien sollte ein Referendar möglichst erfüllen, wenn er sich eine Übernahme erhofft?
Hanna Happel: Wir nehmen jährlich zwischen 10-15 Referendare auf und übernehmen im Durchschnitt die Hälfte. Wir haben einige Beispiele von Anwälten bei uns, die als Studentische Hilfskräfte eingestiegen sind, eine Station bei uns verbracht haben und als Wissenschaftliche Mitarbeiter tätig geworden sind, um dann bei uns ihren Berufseinstieg zu finden. Das sind für uns unglaublich wertvolle Kolleg/Innen, da sie unsere Kanzlei und Arbeitsweise intensiv kennengelernt haben und daher schon sehr genau wissen, was auf sie zukommt.
Klingenberg: Was meinen Sie, wo liegen die typischen Probleme bzw. größten Herausforderungen für einen jungen Volljuristen?
Hanna Happel: Betriebswirtschaftliche Kenntnisse, das klassisch projektbezogene Arbeiten inkl. eines umfänglichen Projektmanagements, angefangen bei einer Angebotskalkulation sind ganz klar herausfordernd. Wir bieten hierzu Workshops an, unsere Finanzchefin steht allen Anwälten regelmäßig tatkräftig zur Seite und bietet aktenbezogene Kalkulationen an.
Klingenberg: Ein wichtiges Thema für viele Nachwuchsjuristen und junge Volljuristen ist die Work-Life-Balance. Welche Zusatzleistungen, die die Work-Life-Balance fördern, bietet WINHELLER an?
Hanna Happel: Flexible Arbeitszeiten sind uns immens wichtig. Wir haben viele junge Familien – daher versuchen wir, alles möglich zu machen, damit Familie und Beruf sich bestmöglich vereinen lassen. Und mobiles Arbeiten gehört ja ohnehin längst dazu. Laptop einpacken und von Timbuktu aus arbeiten. Arzttermine während der Arbeitszeit sowie die jährliche Grippeschutzimpfung direkt bei uns im Büro bieten wir auch an. Zusätzliche Mitarbeiterangebote wie Sodexo-Gutscheine, die Sodexo-VISA-Card, die mit Geldbeträgen zu Anlässen wie Geburtstag, Hochzeit, Geburt des Kindes, Jubiläen usw. beladen wird, die Förderung und finanzielle Unterstützung teambildender Maßnahmen wie z.B. gemeinsame Wanderung inklusive Essengehen. Aber auch immaterielle Aspekte spielen eine große Rolle: Wir glauben, dass Autonomie einen hohen Stellenwert hat. Wir möchten unseren Mitarbeiter/Innen Verantwortung und Kontrolle über die zu erledigende Arbeit geben. Die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten, Fähigkeiten weiterzuentwickeln (sowohl fachlich als auch persönlich). Zudem ist es das Bestreben der Geschäftsführung, den Mitarbeiter/Innen ihre Rolle bei der Verwirklichung der Unternehmensziele aufzuzeigen.
Und abschließend noch etwas, das beide Bereiche vereint: Ein Job-Rad. Mit Bewegung zur und von
der Arbeit! Und natürlich auch privat nutzbar für Ausflüge in die Natur.
Klingenberg: Möchten Sie unseren Leserinnen und Lesern abschließend noch etwas auf den Weg geben?
Hanna Happel: Bleibt neugierig, findet heraus, woran ihr Spaß habt und was ihr gut könnt. Wie sagte Aristoteles: „Wo die Bedürfnisse der Welt mit Deinen Talenten zusammentreffen, dort liegt Deine Berufung!“
Vielen Dank für das Interview.