Mit einer starken Kurzvorstellung auf Karrieremessen oder Networking-Veranstaltungen überzeugen

Stellen Sie sich Folgendes vor: Als Berufseinsteiger:in treffen Sie bei einer Netzwerkveranstaltung oder auch im Rahmen einer Karrieremesse eher zufällig auf die Person, für deren Abteilung oder Fachbereich Sie gern arbeiten wollen.

Ja, es ist genau der Anwalt oder die Leiterin der Rechtsabteilung, welche:r Ihnen durch interessante fachliche Beiträge oder Vorträge zu einem für Sie relevanten Rechtsgebiet, durch öffentlich bekannte Mandate oder eine entsprechende Sichtbarkeit und Reichweite auf LinkedIn bzw. regelmäßige Medienauftritte mehr als positiv aufgefallen ist.

Egal ob Sie einander vorgestellt werden oder Sie diese Person am Stand der Kanzlei oder des Unternehmens selbst ansprechen, eines wissen Sie sicher: nämlich, dass Sie jetzt nur diese eine und in den allermeisten Fällen auch nur kurze Gelegenheit haben, sich dieser Person vorzustellen und Ihr Interesse am Berufseinstieg zu kommunizieren. Keine leichte Herausforderung für Sie als Nachwuchsjuristin oder Berufseinsteiger, oder?

Überwinden Sie Ihre Zurückhaltung

Die Erfahrung zeigt, dass sich sowohl Frauen als auch introvertierte Juristen regelmäßig deutlich schwerer damit tun, zum einen die betreffende Person direkt anzusprechen, zum zweiten in einem ersten Gespräch unmittelbar auf persönliche Stärken sowie fachliches Knowhow zu sprechen zu kommen. Zum dritten sind diese zurückhaltender, wenn es darum geht, ihr Interesse an einem Berufseinstieg bei dem jeweiligen Arbeitgeber oder an einer konkreten Stelle klar zu kommunizieren.

Wenn Sie es dennoch geschafft haben und sich diese Person am Ende eines kurzen Gesprächs mit Ihnen auf LinkedIn vernetzt, Ihnen ihre Visitenkarte gibt oder besser noch eine Einladung zum weiteren Kennenlernen im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs ausspricht, dann war Ihre Kurzvorstellung oder auch neudeutsch Ihr „Elevator Pitch“ perfekt.

Andernfalls haben Sie jetzt die Chance, um die Vernetzung bei LinkedIn oder deren Visitenkarte zu bitten und eine weitere Kontaktaufnahme (bspw. über das entsprechende Bewerbungsportal, per Mail oder LinkedIn) anzukündigen.

Was aber, wenn Ihnen in diesem Moment die gefühlt „richtigen“ Worte nicht gleich einfallen wollen? Besonders dann, wenn Sie sich, wie viele Nachwuchsjurist:innen in dieser Situation, allzu viele Gedanken machen oder Ihnen Fragen durch den Kopf gehen wie: Was soll ich jetzt sagen? Mit welchem, möglichst optimalen Einstiegssatz sollte ich starten? Was wird mein Gegenüber von mir denken, wenn mir eine bestimmte Zahl zu … nicht gleich einfällt? Was kann ich schon Interessantes erzählen?

Wenn Sie diese Gedanken oder Fragen nicht schnell genug beiseiteschieben, dann ist diese Person und die vielleicht einmalige Chance nicht nur zu einem ersten kurzen Gespräch, sondern auch zu einem späteren persönlichen Kennenlernen oder gar zu einem Stellenangebot weg.

Elevator Pitch meistern: Vom Gesprächseinstieg bis zum erfolgreichen Abschluss

Damit Ihnen die eben geschilderten Fehler bei der nächsten Karrieremesse nicht oder auf einer Netzwerkveranstaltung nicht noch einmal passieren, lesen Sie im Folgenden vier Kriterien für einen optimalen Elevator Pitch, die Sie in jeder Präsentations-Sequenz (egal ob im Gespräch oder vor einem  Vortrag) einsetzen können.

1: Beim Gesprächseinstieg mit Neugier punkten

Machen Sie sich die menschliche Neugier zu eigen. Stellen Sie beispielsweise als Gesprächsauftakt eine Frage mit Bezug zur Karrieremesse oder zum Networking-Event derart: „Geht es Ihnen auch so, dass …?“. Egal ob Ihnen die betreffende Person zustimmt oder nicht. Sie bekommen in der Regel eine Antwort und haben im Idealfall auch noch die Aufmerksamkeit Ihres Gegenübers.

Damit Ihr Name nicht untergeht, stellen Sie sich erst nach Ihrer Einstiegsfrage namentlich vor.

2: Hinterlassen Sie einen bleibenden Eindruck mit einer persönlichen Geschichte

Verpacken Sie Ihre Expertise, persönlichen Qualitäten, besonderen Kenntnisse und erste praktische Erfahrungen daher in eine kurze, knackige Story mit wenigen Sätzen. Nehmen Sie in komprimierter Form Bezug auf eine bestimmte Zahl, Information oder Statistik, die für Ihren potentiellen Arbeitgeber interessant oder diesem bereits bekannt ist und damit Anknüpfungspunkte für einen weiteren Austausch bietet.

Wird diese gut erzählt, erzeugt sie nicht nur Bilder im Kopf der/des Anderen und weckt Emotionen. Sie sorgt auch dafür, dass man Ihnen genau zuhört und sich später – anders als bei bloßen Fakten – noch an Sie erinnern wird.

3: Präsentieren Sie Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen optimal

Eine gute Vorbereitung ist in der Regel mehr als der halbe Weg zum Erfolg. Klären Sie daher für sich vorab, was Sie Ihrem zukünftigen Arbeitgeber an Knowhow sowie an persönlichen Fähigkeiten usw. anbieten oder womit Sie diese mit Ihren Kompetenzen usw. unterstützen können.

Auch hier gilt: weniger ist mehr. Packen Sie nicht zu viel in Ihre Kurzvorstellung. Schließlich soll sich Ihr Gegenüber im Idealfall für Ihre Expertise sowie Person interessieren und Sie über das Karrieremesse- oder Networking-Setting hinaus, bspw. im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs, näher kennenlernen wollen.  

4: Klären Sie den nächsten Schritt nach Ihrem Elevator Pitch

Klären Sie am Schluss die Voraussetzungen für einen nächsten Schritt. Dies bedingt, dass Sie über die Ziele, die Sie mit bzw. durch Ihren Elevator Pitch direkt oder indirekt erreichen wollen, nachgedacht haben.

Sofern Ihr Gegenüber nicht aktiv wird, kommunizieren Sie klar. Fragen Sie nach, was jetzt als Nächstes passieren soll und wie sie miteinander verbleiben wollen.  Sprechen Sie auch an dieser Stelle (noch einmal) mögliche gemeinsame Anknüpfungspunkte an und klären Sie, wer, wann, wie und wo auf die andere Person zugeht.  

Da wir das, was wir als Letztes hören, uns am besten merken, verabschieden Sie sich wertschätzend und nennen Sie, wann immer es passt, zum Abschluss noch einmal Ihren Namen.

Erfolgreich in 3 Minuten: So wird Ihr Elevator Pitch perfekt

Nutzen Sie jede, sich Ihnen bietende Gelegenheit für eine Kurzpräsentation – auch außerhalb klassischer Elevator-Pitch-Momente. Ein kontinuierliches Training führt bekanntlich zum Erfolg.

Trainieren Sie daher Ihren „Elevator Pitch“ so oft wie möglich. Probieren Sie sich am Anfang idealerweise im vertrauten Umfeld und in Situationen aus, wo es nicht wichtig ist, ob Ihre Selbstpräsentation zu 100 Prozent sitzt. Holen Sie sich immer wieder Feedback ein.

Passen Sie daraufhin Ihren Pitch, der im Regelfall nur eine Minute, jedoch maximal drei Minuten dauern sollte, immer wieder an.  Damit Ihre Kurzvorstellung perfekt gelingt, wenn es darauf ankommt. Denn ein bis drei Minuten können eben sehr kurz, aber auch sehr lang sein.

Über die Autorin:

Dr. Anja Schäfer ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien. Als Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Jurist:innen in puncto Personal Branding, Netzwerkaufbau und Sichtbarkeit als Expert:in sowie zur strategischen Ausrichtung bei beruflicher Neu- oder Umorientierung. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events, spricht über die genannten Themen im „Juristinnen machen Karriere!“ – Podcast und hat ihre besten Tipps im Karriere-Erfolgsfahrplan für Jurist:innen als PDF zum Download zusammengefasst.

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Rechtsanwältin Dr. Anja Schäfer hat für JurCase Jobs bereits eine Vielzahl interessanter und informativer Beiträge zu den Themen Networking und Personal Branding verfasst. Diese und eine Übersicht ihrer Events findest du hier.