Warum Stimmtraining für Juristinnen und Juristen sinnvoll ist
Juristinnen und Juristen müssen einen vertrauensvollen Gesamteindruck erwecken. Noch besser: einen charismatischen. Juristisches Know-how allein reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein. Ein wichtiger Beitrag zu diesem Erfolg kommt unsichtbar daher: die Stimme. Wer sie gut einzusetzen weiß, kann auf der Karriereleiter weit nach oben klettern.
In jedem Bereich, in dem man als Juristin oder Jurist tätig ist, spielt Vertrauen eine besondere Rolle. Als Richter oder Richterin muss man vermitteln, dass man Urteile fällt, die gerecht sind. Als Staatsanwältin oder Staatsanwalt geht es ebenfalls um Gerechtigkeit. Wer sich als Anwältin oder Anwalt für Mandantinnen und Mandanten einsetzt, muss diesen – und zwar schon bei der ersten Begegnung (!) – Kompetenz und ein offenes Ohr vermitteln. Unternehmensjuristinnen und -juristen sollten ein vertrauensvolles Verhältnis zu Arbeitgeber oder -geberin haben.
Was ist Charisma?
Doch wie baut man Vertrauen auf? Unter Juristinnen und Juristen legt man üblicherweise Wert auf ein formelles Auftreten: passende Kleidung, gewählte Ausdrucksweise, gepflegtes Äußeres, das nicht bei einem selbst aufhört, sondern sich auch auf z. B. die Kanzlei- oder Büroräumlichkeiten erstreckt. Richterinnen und Richter sowie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte tragen eine Robe als Zeichen dafür, dass der Staat ein gewisses Vertrauen in diese Rolle setzt. Die Stimme bleibt bei der Erarbeitung juristischer Hard- und Softskills für das Berufsleben jedoch meistens außen vor, wird im beruflichen Werdegang kaum bis gar nicht beachtet.
Dabei spielt sie eine erhebliche Rolle, was unsere Wirkung auf Menschen angeht. Was häufig als Charisma bezeichnet wird, hat viel mit einem gewissen Gesamteindruck zu tun. Es geht also um Stimmigkeit. Passen Auftreten, Optik, Kleidung und eben Stimme auch zusammen? Dieses Phänomen hat sicher jeder schon einmal bei sich selbst beobachten können: Die kleine zierliche Frau mit der Reibeisenstimme und der große, breitschultrige Mann mit dem piepsigen Ton wirken in sich nicht stimmig. Das ruft bei uns einen Moment der Irritation hervor, der längst nicht immer so groß sein muss wie in den genannten Beispielen. Vorhanden ist er trotzdem.
Stimmprobleme
Stimmprobleme sind vielfältig. Häufig kommen sie uns eher wie Kleinigkeiten vor, werden aber größer, je mehr wir sprechen (müssen). Jeder hat das schon erlebt: Man hört einem Vortrag zu und kann sich gar nicht richtig auf das konzentrieren, was gesagt wird. Oft liegt das allerdings weniger am Thema selbst als an der Sprechweise des Redners oder der Rednerin.
Wir können häufig den Menschen nicht folgen, die keine gute Aussprache haben, auf eine hektische Art und Weise atmen, lispeln, stottern, eine Fistelstimme oder ein anderes Merkmal haben, das unsere Aufmerksamkeit vom Inhalt ablenkt.
Ein weiteres Problem ist die Ausdauer. Zehnminütige Vorträge hält man heutzutage schon in der Schule, das sind wir alle gewohnt. Aber wenn man Redezeit darüber hinaus gestalten soll, wird es für manche schon schwieriger. Wenn die Kraft für die Stimme aus dem Hals heraus kommt, wenn man also mit zu viel Druck auf die Stimmbänder spricht, dann kann man nicht ausdauernd sprechen. Denn so entsteht eine gewisse Reibung im Rachenraum, die uns irgendwann heiser werden lässt. Die Stimme fängt an zu kratzen. Folge ist der berühmte „Frosch im Hals“ und wenn man sich räuspert, wird das Problem mit der Zeit schlimmer. Für längere Redezeiten braucht man als Sprecher oder Sprecherin also eine andere Strategie.
Corona und die Juristenstimme
Auf all die Probleme, die man stimmlich haben kann, wirkt Corona wie ein Brennglas. Die Pandemie lässt das Thema Stimme deutlicher zutage treten. Da jeder im Home Office nur durch technische Geräte mit Kolleginnen, Kolleginnen, Auftrag- oder Arbeitgeberinnen und -gebern verbunden ist, rückt die Stimme annähernd zu 100 % in den Fokus. Andere Aspekte des Auftretens entfallen fast gänzlich. Im Zentrum steht das gesprochene Wort. Die Mittel der technischen Übertragung tun ihr Übriges: Mikrofone und Datenleitungen übertragen aufgrund der Datenkomprimierung nicht alle, sondern nur bestimmte Frequenzen, beschneiden uns also im Ausdruck und in der Stimmqualität. Das heißt, hier wird es besonders bedeutsam, die angenehmen Aspekte der Stimme hervorzuheben.
Am besten gelingt das in der sogenannten Indifferenzlage: der Stimmlage, die für jeden am natürlichsten ist. Das ist sehr individuell und jeder muss sie für sich selbst finden. In dieser uns eigenen Tonlage können wir lange und ausdauernd sprechen. Und das Wichtigste: In ihr wirken wir am authentischsten, weil sie uns sozusagen angeboren ist. Angewohnheiten und kulturelle Überformung sorgen jedoch häufig dafür, dass wir sie nicht benutzen, dass wir sie sozusagen verlernt haben. Durch Training kann man sie sich jedoch wieder erschließen.
Ob fehlende Indifferenzlage, Lispeln, Stottern, Kurzatmigkeit oder mangelnde Ausdauer – für all diese Probleme gibt es eine gute Lösung: Stimmtraining mit einem qualifizierten Coach, der weiß, wo er zur individuellen Problemlösung ansetzen muss.
Stimmtraining
Stimmliche Probleme sind wie beschrieben zwar ganz unterschiedlich gelagert. Bei einem Stimmtraining ist der erste Schritt jedoch immer der gleiche: Es geht um die Atmung. Während uns der Vorgang des Atmens sehr selbstverständlich vorkommt, fangen hier jedoch die Probleme an. Die meisten Menschen atmen eher flach in ihren Brustkorb ein. Wer im Gegensatz dazu tief in den Bauch atmet, der kann mit der Luft im Körper ganz anders umgehen. Dadurch kann man sich Resonanzräume im Körper erschließen, die die Stimme voller und durchdringender klingen lassen. Die Kraft der Stimme kommt dann nicht mehr aus dem Rachenraum, sondern aus dem ganzen Körper, was sich positiv auf den Klang auswirkt.
Singen hält fit
Um sich einen neuen Zugang zur Stimme zu erschließen, hilft es, zu singen. Keine Angst! Niemand muss bei Deutschland sucht den Superstar mitmachen, nur weil er mit einem Coach die eigene Stimme trainiert. Aber das Singen von Tönen eröffnet uns andere Möglichkeiten, die Stimme wie ein Werkzeug einzusetzen, das hinterher beim Sprechen genutzt werden kann. Sänger und Sängerinnen arbeiten mit dem gesamten Körper, um schöne Töne zu produzieren. Das kann man sich als Sprecher oder Sprecherin durchaus zu Nutze machen.
Darüber hinaus wirkt sich Gesang positiv auf die Gesundheit aus: Wer singt, produziert das als Kuschelhormon bekannte Oxytocin, das sonst nur bei zwischenmenschlichem Körperkontakt entsteht. Es stärkt die Abwehrkräfte und reduziert die Produktion des Stresshormons Cortisol im Körper – im stressigen Berufsalltag kann man das also sicher gut gebrauchen.
Law & Voice – Stimmbildung für Juristen
Mit Law & Voice habe ich es mir zum Ziel gesetzt, zusammen mit meinen Klientinnen und Klienten ihre stimmlichen Probleme zu lösen. Bei diesem Konzept geht es unter anderem darum, den idealen Stimmsitz zu erarbeiten, so dass die Stimme klangvoll und strapazierfähig wird. Besonderes Augenmerk legen wir darauf, den Charakter der jeweiligen Stimme herauszuarbeiten. Und zwar als Investition in deren Zukunft. Denn wenn wir authentisch klingen, in unserer Indifferenzlage sprechen, dann wirkt das wie eine akustische Visitenkarte. Unsere Stimme kann zu so zu einem unverwechselbaren Karrierebooster und Aushängeschild werden.
Wer eine bleibende Investition in seine berufliche Zukunft tätigen will, sollte sich unbedingt – gerade mit der voranschreitenden Digitalisierung – um seine Stimme kümmern. Denn wenn man sie richtig einsetzt, kann sie auf der langen und steilen Karriereleiter wahre Wunder bewirken.