Viele Jurastudenten oder Rechtsreferendare haben den Begriff Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) schon mal gehört. Einige besitzen bereits eine solche Absicherung oder wurden von den Eltern versichert.

Auch wenn im Studium das Geld in der Regel knapp ist und es lieber für andere Dinge ausgegeben wird als für Versicherungen (gelten nicht gerade als „sexy“, wir waren auch mal Studenten und wissen, wovon wir sprechen 😉 ). Es ist sehr wichtig, sich bereits vor dem Berufseinstieg damit auseinanderzusetzen. Eine BUV schützt Deinen Status im Krankheitsfall und finanziert Deinen Lebensunterhalt, wenn Du nicht mehr arbeiten kannst.

Neben der Tatsache, dass Du von vielen Vorteilen profitierst, wenn Du in jungen Jahren eine BUV abschließt (siehe vergangenen Beitrag), solltest Du nicht vergessen, dass Du auch im Jurastudium oder Referendariat nicht vor einer Berufsunfähigkeit geschützt bist! Bekanntlich gehört das Jurastudium zu den anspruchsvollsten Studiengängen und ist von hohen psychischen Belastungen geprägt.

In der Vergangenheit haben wir viele BUV-Tarife untersucht und bei über 80% davon mussten wir teils erschreckend feststellen, dass die Tarife Leistungslücken aufweisen. Das liegt einerseits daran, dass entweder die Berater nicht umfangreich beraten haben oder der Kunde versucht hat, eigenständig online über Versicherungs-Vergleichsportale den passenden Tarif zu finden, obwohl das nicht sein Fachgebiet ist.

Deshalb zeigen wir Dir in diesem Beitrag 5 Fehler auf, die Du beim Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung vermeiden solltest.

Fehler Nr. 1: Keine unabhängige Tarifauswahl

Um den passenden Tarif zu bekommen, brauchst Du eine unabhängige Tarifauswahl. Das kann Dir ein Versicherungsmakler geben, der im Gegensatz zu Ausschließlichkeitsvertreter oder Mehrfachvertreter nicht nur mit einer bzw. mit bestimmten Versicherungsunternehmen zusammenarbeitet, sondern unabhängig tätig ist. Auch bei Versicherungs-Vergleichsportalen besteht die Gefahr, dass einzelne Versicherungsanbieter bevorzugt und andere im Vergleich nicht berücksichtigt werden. Das hat mit einer unabhängigen Tarifauswahl nichts zu tun.

Vorausgesetzt, ein Berater hat eine unabhängige Tarifauswahl. Wie lässt sich jetzt der optimale Tarif für Dich bestimmen, schließlich gibt es in Deutschland über 100 BUV-Tarife? Objektiv gesehen legt das jeweilige Bedingungswerk die Qualität fest. In anderen Worten: das „Kleingedruckte“ in den Versicherungsbedingungen entscheidet, ob und wann Du Leistungen aus Deiner BUV bekommst. Und darauf hast Du Rechtsanspruch.

Zum Beispiel:

  • Hat die Versicherung im Krankheitsfall die Möglichkeit, Dich als Student oder zukünftiger Jurist auf eine andere Tätigkeit zu verweisen, die Du mit Deinen beruflichen Fähigkeiten theoretisch ausüben könntest und somit die BUV-Leistung verweigern?
  • Besteht ein uneingeschränkter, weltweiter Versicherungsschutz?
  • Sind nur grob fahrlässige und fahrlässige Verstöße im Straßenverkehr versichert oder auch alle vorsätzlichen Verkehrsdelikte?

Diese und viele weitere wichtige Fragen sind in den Versicherungsbedingungen geklärt. Hierbei solltest Du wissen, welche Regelungen für Dich wichtig sind und auf welche Du auf gar keinen Fall verzichten solltest.

Fehler Nr. 2: Geringe Absicherungshöhe und kurze Versicherungsdauer

 Für Studierende ist bei guten Versicherern die monatliche BU-Rente auf 1.500 – 2.000 Euro begrenzt, was am Anfang auch ausreichend ist. Später beim Berufseinstieg kannst Du die Rentenhöhe im Rahmen der Nachversicherungsmöglichkeiten Deinem Einkommen anpassen. Allerdings solltest Du nicht pauschal eine Absicherungshöhe von z.B. nur 500 – 1.000 Euro wählen. Es ist zwar preislich attraktiver, aber wird Dir im Leistungsfall eine solche geringe Rente wirklich weiterhelfen?

Dasselbe gilt für die Versicherungsdauer (die Dauer, für den der Versicherungsschutz besteht). Genauso wie die Leistungsdauer (Dauer, für die Leistungen erbracht werden) sollte beides bis zum Renteneintrittsalter, in der Regel bis zum 67. Lebensjahr bestehen und nicht pauschal auf das 60. oder 62. Lebensjahr festgelegt werden.

Fehler Nr. 3: Fehlen von Beitragsdynamik und garantierter Rentensteigerung

 Durch die Beitragsdynamik erhöht sich die BU-Rente jährlich um einen bestimmten Wert, z.B. 3 %. Das Fehlen der Beitragsdynamik wird spätestens im Leistungsfall deutlich.

Stelle Dir vor, dass Du heute eine BU-Rente von 2.000 Euro monatlich ohne Dynamik vereinbarst und nach 15 Jahren aufgrund einer Krankheit berufsunfähig wirst. Nominal betrachtet bekommst Du zwar 2.000 Euro. Leider sind aber nach 15 Jahren diese 2.000 Euro aufgrund der Inflation deutlich weniger wert (bei durchschnittlich 2,5 % Inflation ca. 1.380 Euro). Es ist somit ein wichtiges Instrument zum Ausgleich des Kaufkraftverlustes. Zudem kannst Du die BUV-Höhe nicht beliebig ohne erneute Gesundheitsprüfung anpassen. Das ist im jeweiligen Bedingungswerk geregelt.

Die garantierte Rentensteigerung (auch Leistungsdynamik genannt) wird oft mit der Beitragsdynamik verwechselt, hat aber einen anderen wichtigen Zweck.

Während die Beitragsdynamik die BUV-Rente vor dem Leistungsfall jährlich erhöht und danach nicht mehr greift, erhöht die Rentensteigerung die BUV-Rente im Leistungsfall jährlich um den vereinbarten Prozentsatz und dient auch zum Inflationsausgleich. Besonders wenn Du in relativ jungen Jahren berufsunfähig werden solltest und diese lange andauert, ist eine Rentensteigerung goldwert.

Fehler Nr. 4: Kopplung der BUV mit einem Rentenprodukt

Die Arbeitskraft absichern und gleichzeitig für den Ruhestand vorsorgen? „2 in 1” klingt im ersten Moment attraktiver als eine selbständige BUV, bei der ich die gezahlten Beiträge nicht wieder zurückbekomme. Insbesondere größere Strukturvertriebe vertreiben solche Kopplungen gerne mal an Studierende, klären aber häufig nicht über die Nachteile auf.

Bei einer solchen Kopplung handelt es sich meistens um eine Basisrente (auch Rürup-Rente genannt), die mit einer BUV fusioniert wird. Die BUV ist hierbei die Zusatzversicherung. Der wesentliche Vorteil dieser Kopplung liegt darin, dass die Versicherung die Beiträge für die Rentenversicherung weiter bezahlt, wenn Du berufsunfähig wirst. Wir könnten zu diesem Thema einen eigenen Beitrag machen (was sicherlich in der Zukunft folgen wird). Aus folgenden Gründen raten wir aber grundsätzlich von einer solchen Kopplung ab:

  • Der beste Altersvorsorge-Anbieter ist nicht gleichzeitig der beste Arbeitskraftabsicherungs-Anbieter.
    Der Kunde wird hierbei meistens mit „Steuervorteilen“ der Geldanlage aus der Basisrente angelockt. Dabei sind diese Produkte für die meisten Menschen nicht geeignet – unflexibel, intransparent und aufgrund der hohen Kosten renditeschädlich.
  • Solche Kombiprodukte lassen sich nicht einfach den eigenen Lebensumständen anpassen!
    Eine eigenständige BUV und Altersvorsorge dagegen schon.
  • In der Praxis handelt es sich bei einer solchen Kombination um nichts Halbes und nichts Ganzes
    – schlechte BUV- und Altersvorsorgeprodukt-Tarife, eine zu niedrige Höhe der BUV-Rente sowie eine zu geringe Sparsumme des Altersvorsorgeproduktes.

Fehler Nr. 5: Ungenaue Beantwortung der Gesundheitsfragen

Beim Abschluss einer BUV wird seitens des Versicherers eine Gesundheitsprüfung von Dir gefordert. Die gemachten Angaben dienen dem Versicherer zur Risikoeinschätzung. Hierbei musst Du Angaben zu diversen Lebensumständen und der gesundheitlichen Verfassung offenlegen. In der Regel liegen die Abfragezeiträume im ambulanten Bereich bei 5 Jahren und im stationären Bereich bei 10 Jahren.

Im § 19 (1) VVG schreibt der Gesetzgeber vor:
Der Versicherungsnehmer hat bis zur Abgabe seiner Vertragserklärung die ihm bekannten Gefahrumstände, die für den Entschluss des Versicherers, den Vertrag mit dem vereinbarten Inhalt zu schließen, erheblich sind und nach denen der Versicherer in Textform gefragt hat, dem Versicherer anzuzeigen. (…)”

Wir stellen in der Praxis immer wieder fest, dass die Gesundheitsfragen oftmals nur stiefmütterlich behandelt werden. Spätestens im Leistungsfall wird der Versicherer diese genauer prüfen und bei Ungereimtheiten kann es dazu kommen, dass die Leistung gekürzt oder auch ganz verweigert wird. Oftmals wird durch die Berater gar nicht richtig auf die Wichtigkeit der Gesundheitsfragen eingegangen und diese werden dann einfach in ein paar Minuten vom Kunden beantwortet. Dasselbe auf Versicherungs-Vergleichsportalen, auf denen der Kunde in der Regel komplett auf sich allein gestellt ist.

Daher, auch wenn es nicht besonders Spaß macht: Nehme Dir bitte ausreichend Zeit, um die Gesundheitsfragen zu beantworten und vorhandene Erkrankungen durch eine persönliche Stellungnahme zu beschreiben! Zudem bietet es sich an, die Krankenakte von der Krankenkasse oder die Patientenakte vom Hausarzt anzufordern. Darin stehen Deine Diagnosen und Du weißt dann genau, wann Du warum beim Arzt warst und welche Diagnosen überhaupt gestellt wurden.

Es kommt vor, dass da auch Diagnosen abgerechnet werden, die so gar nicht stattgefunden haben. Das solltest Du klären! Wir unterstützen beispielsweise unsere Kunden bei der Aufarbeitung der Gesundheitsfragen mit der Krankenakte. Wir wollen, dass Du bei einer Berufsunfähigkeit Dein Geld von der Versicherung bekommst und Dich nicht vor dem Gericht herumschlagen musst.

Fazit:

Das waren 5 Fehler, die Du beim Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung vermeiden solltest. Lasse Dich vor allem unabhängig dazu beraten und wähle einen Anbieter mit einem hochwertigen Bedingungswerk. Vielleicht fragst Du Dich, wie teuer eine BUV für Dich als Jurastudent ist. Im Folgenden eine Beispielrechnung von 2 Top-Anbietern. Berufsgruppe Student/in Rechtswissenschaft, geboren am 01.01.2001, Dynamik 3 %, Rentensteigerung 2 %, Versicherungsdauer bis zum 67. Lebensjahr:

Anbieter

mtl. Zahlbeitrag für 1.500 € mtl. Rente

mtl. Zahlbeitrag für 2.000 € mtl. Rente

1

ca. 57 €

ca. 75 €

2

ca. 64 €

ca. 85 €

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Neben unserer extremen fachlichen Expertise im Bereich der Arbeitskraftabsicherung sind wir auf die juristische Berufsgruppe spezialisiert. Wir verstehen die Herausforderungen dieser Berufsgruppe und wissen, welche berufsspezifischen Merkmale bei Versicherungslösungen beachtet werden müssen.