Christian Heinelt, Referendar am Landgericht Duisburg über seine Wahlstation bei Wessing & Partner

Im April 2022 war Referendar Christian Heinelt im Gespräch mit unserem Redaktionsleiter Sebastian M. Klingenberg und sprach über seine Wahlstation bei Wessing & Partner. Du erfährst im folgenden Interview, warum er sich gegen einen Auslandsaufenthalt entschieden hat, wie der Bewerbungsprozess, die Aufgaben und der Arbeitsalltag bei Wessing & Partner ausgesehen haben und, ob Christian die Kanzlei als Einzelausbilder für die Wahl- aber auch Anwaltsstation weiterempfehlen kann.

Zur Person

Christian Heinelt war bis April 2022 Rechtsreferendar am Landgericht Duisburg mit Stationen bei der wirtschaftsstrafrechtlichen Abteilung der Staatsanwaltschaft Duisburg, dem Finanzministerium NRW und den Kanzleien Hengeler Mueller und Wessing & Partner in Düsseldorf. Vor dem Referendariat hat Christian Jura an der Universität Heidelberg und der Universität Bergen (Norwegen) studiert. Nach dem Ersten Staatsexamen hat er zudem für Freshfields Bruckhaus Deringer und Linklaters als wissenschaftlicher Mitarbeiter und für McKinsey & Company als Consultant gearbeitet.

Das Interview

Klingenberg: Lieber Christian, vielen Dank zunächst, dass Du Dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Du hast bis Februar 2022 Deine Wahlstation bei Wessing & Partner absolviert. Möchtest Du uns zum Einstieg kurz ein paar Einblicke in diese Kanzlei geben?

Christian Heinelt: Wessing & Partner ist eine Boutiquekanzlei in Düsseldorf, die sich ausschließlich auf Wirtschafts-, Medizin- und Steuerstrafrecht spezialisiert hat und in diesen Rechtsgebieten zu den führenden Kanzleien gehört. Mit einem Team von 15 Anwältinnen und Anwälten berät die Kanzlei Unternehmen und übernimmt auch die Verteidigung von Individualpersonen.

Klingenberg: Viele nutzen die Wahlstation für einen Auslandsaufenthalt. Wieso hast Du Dich dagegen entschieden bzw. wieso hast Du Dich dazu entschieden, nochmals eine Einzelausbildung in einer (inländischen) Kanzlei zu absolvieren?

Christian Heinelt: Ich habe in meiner Ausbildung schon einige Arbeitgeber:innen kennengelernt und hatte lange Zeit den Wunsch, eine Karriere in einem internationalen Beratungsunternehmen oder einer Großkanzlei zu beginnen, da mich die interessanten Fälle und das internationale Umfeld gereizt haben. Ein Auslandsaufenthalt wäre da natürlich naheliegend gewesen. Leider war aber nie der „Funke“ übergesprungen, sodass ich mir während des Referendariats sehr unsicher war, was wohl das Richtige für mich sein könnte. Die Wahlstation wollte ich nutzen, um auszuloten, wo es denn nach dem Zweiten Staatsexamen hingehen soll.

Da mir die Station bei der Staatsanwaltschaft ausgesprochen gut gefallen hatte, wäre das natürlich auch eine Option für die Wahlstation gewesen. Es fehlte mir dort aber das Arbeiten im Team, und ich wollte mir auch gerne mal eine Kanzlei anschauen, die keine Großkanzlei ist. Deshalb habe ich mich bei verschiedenen Strafrechtsboutiquen beworben. Wessing & Partner gefiel mir beim Gespräch und vom Auftreten her am besten, sodass ich mich für die dortige Wahlstation entschieden habe.

Klingenberg: Was genau fasziniert Dich am Strafrecht bzw. an der Strafverteidigung?

Christian Heinelt: Strafrecht fand ich schon in der Uni toll, weil ich die Fälle immer sehr spannend und abwechslungsreich finde. Es ist einfach ein extrem facettenreiches Rechtsgebiet, das einem Einblicke in unterschiedliche Lebensbereiche gibt. Zudem geht es im Strafrecht regelmäßig um brisante und außergewöhnliche Fälle und für den Mandanten oder die Mandantin geht es oftmals um „alles“. Kaum ein Sachverhalt ist langweilig oder alltäglich.

Klingenberg: Wie lief Deine Bewerbung bei Wessing & Partner ab?

Christian Heinelt: Der Bewerbungsprozess war sehr angenehm. Ich hatte mich initiativ beworben und die üblichen Unterlagen an Wessing & Partner gesendet. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich mit Dr. Eren Basar ein telefonisches Bewerbungsgespräch (aufgrund von Corona war ein physisches Gespräch zu der Zeit nicht möglich), der während meiner Station auch mein Chef war. Dr. Basar war sehr interessiert an meiner Motivation und meinen Interessengebieten. Da ich mich für IT-Strafrecht interessiere und dies sein Spezialgebiet ist, haben wir direkt eine gute Verbindung gefunden. Dass wir beide Videogames und Star Wars mögen, hat natürlich auch geholfen.

Klingenberg: Wie lief der Einstieg in die Kanzlei?

Christian Heinelt: Da ich der einzige Neueinsteiger bei Wessing & Partner in diesem Monat war, war der erste Tag sehr individuell. Ich habe eine intensive IT-Einführung bekommen und wurde durch die Kanzlei geführt und den Kolleg:innen vorgestellt. Direkt am ersten Tag war ich auch mit einigen Associates und Referendar:innen zusammen beim Mittagessen, was das gegenseitige Kennenlernen sehr erleichtert hat. Nach der Einführung und der Vorstellungsrunde, habe ich meine ersten Aufgaben bekommen, sodass ich direkt loslegen konnte.

Klingenberg: Was waren Deine Aufgaben dort und wie sah Dein Arbeitstag genau aus?

Christian Heinelt: Ich habe auf eigenen Wunsch vier Tage pro Woche in der Kanzlei gearbeitet, wobei es mir die Kanzlei auch ermöglicht hätte, nur drei Tage zu arbeiten. Mein Arbeitstag begann regelmäßig gegen 9 Uhr und endete etwa um 19 Uhr.

Mein Betätigungsfeld im Team von Dr. Basar war zu etwa 60% im IT-Strafrecht und zu 40% in anderen Gebieten, wie etwa dem Korruptions- oder Umweltstrafrecht. Meine Aufgaben reichten von unterstützenden Vermerken zu Einzelfragen bis zur selbständigen Ausarbeitung von Schriftsätzen an die Staatsanwaltschaft oder das Gericht. Dabei habe ich regelmäßig an Gesprächen mit Mandant:innen teilgenommen und hatte die Gelegenheit meine Arbeitsergebnisse selbst vorzustellen. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wurde mir sogar die eigenständige Kommunikation mit Mandant:innen zugetraut, was ich sehr spannend und lehrreich fand.

Ich habe meistens direkt mit Dr. Basar oder mit einer Associate in seinem Team zusammengearbeitet. Die Kanzlei legte großen Wert darauf, mich als Referendar in das Team zu integrieren. Ich empfand die Atmosphäre als sehr angenehm und offen.

Klingenberg: Wie verlief Deine Vorbereitung auf die mündliche Prüfung während Deiner Wahlstation?

Christian Heinelt: Nach sehr lernintensiven Monaten hatte ich den Fokus erstmal auf die praktische Tätigkeit gelegt. Der Vorteil bei Wessing & Partner war, dass ich mich mit Sachverhalten und Fragen beschäftigt habe, die durchaus ausbildungsrelevant sind. Nach meiner Station fühlte ich mich insbesondere in der StPO mehr zuhause als zuvor. Die Kanzlei gab mir aber auch genügend Freiraum, um mich darüber hinaus auf die mündliche Prüfung vorzubereiten, und meine Kolleg:innen hatten viele wertvolle Tipps für die Prüfung.

Klingenberg: Würdest Du Wessing & Partner als Einzelausbilderkanzlei für die Wahl-, aber auch Anwaltsstation, weiterempfehlen?

Christian Heinelt: Ich würde Wessing & Partner jedem Referendaren und jeder Referendarin empfehlen, der eine gewisse Affinität zum Strafrecht hat und sich vorstellen kann in diesem Gebiet zu arbeiten. Für mich war es eindeutig das Highlight meines Referendariats und hat mir dabei geholfen, mir darüber klar zu werden, was ich nach dem Examen beruflich machen möchte.

Klingenberg: Wie geht es für Dich nach dem Zweiten Staatsexamen weiter?

Christian Heinelt: Nach dem Examen werde ich meinen Freund heiraten und dann als Associate bei Wessing & Partner starten – mir steht also noch eine sehr intensive Zeit bevor!

Klingenberg: Möchtest Du unserer Leserschaft abschließend noch etwas mit auf deren Weg geben?

Christian Heinelt: Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, das Referendariat zur Orientierung zu nutzen und auch für neue Eindrücke offen zu sein. Nicht nur die Großkanzleien bieten spannende Betätigungsfelder für angehende Anwält:innen. Gerade in transaktionsfernen Rechtsgebieten sind es oft kleinere Kanzleien, die faszinierende und wichtige Fälle bearbeiten und für „große“ Mandant:innen tätig sind. Es lohnt sich also auch mal außerhalb der azur100 nachzuforschen.

Vielen Dank für das Interview.