Das Jurastudium ist lang und umfangreich – und dennoch nicht umfangreich genug. Durch die vielen Theorie-stunden wird die juristische Praxis chronisch vernachlässigt. So stehen viele Volljurist:innen schlussendlich vor der Herausforderung, wie sie ihr ganzes theoretisches Wissen nun tatsächlich anwenden sollen. Dem kann bereits während dem Studium durch ergänzende Aktivitäten entgegengewirkt werden.

Bei der deutschen Sektion der European Law Students‘ Association (ELSA) sind über 12.500 Jurastudent:innen und Jungjurist:innen aktiv. Damit sind sie Teil der weltweit größten Vereinigung von Jurastudierenden mit 60.000 Mitgliedern in 43 Ländern europaweit und knüpfen Kontakte auf allen Ebenen: an ihren Universitäten, in ganz Deutschland und sogar quer durch Europa.

Akademisch, berufsvorbereitend und international – so richtet sich ELSA für seine Mitglieder aus. Es wird sich dabei mit Themen außerhalb des universitären Curriculums auseinandergesetzt und der Brückenschlag von Theorie und Praxis durch spannende Einblicke in die tägliche Arbeit von Jurist:innen geschafft. Außerdem wird der Austausch innerhalb Europas mit Einsichten in andere Kulturen und Rechtssysteme gefördert.

Durch ELSA können Auslands- und Praxiserfahrungen und Soft Skills gesammelt werden, die einen vom Studium bis ins Berufsleben begleiten werden. Auch baut man durch ELSA frühzeitig ein Netzwerk an Jurist:innen auf – ob nun Mentor:innen und Freund:innen während dem Studium oder potenzielle zukünftige Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen.

Die programmatischen Tätigkeiten von ELSA gliedern sich maßgeblich in drei Bereiche. Veranstaltungen wie Studienfahrten in andere Länder, Law Schools und die sogenannten ELSA Delegations, bei denen man bei einer internationalen Organisation wie UNESCO ELSA vertritt, tragen durch passives Erlernen von Wissen zur Verbesserung der juristischen und kulturellen Bildung bei. Durch juristische Wettbewerbe wie simulierte Zeug:innenvernehmungen oder Moot Courts werden die praktischen Fertigkeiten von Jurist:innen, welche im Studium zu kurz kommen, vermittelt. Im Rahmen von Kanzleibesuchen, Karrieremessen u.ä. werden Einblicke in die spätere Berufswelt und Karrieremöglichkeiten gewährleistet.

Ein besonderer Höhepunkt unter den Veranstaltungen von ELSA sind die „Nationalen Treffen“, die fünf Mal jährlich anstehen. Diese Treffen bieten die Möglichkeit, die Zukunft von ELSA mitzugestalten, und bringen dabei ELSA-Mitglieder aus ganz Deutschland an einen Tisch. Für die Gemeinschaft der 43 deutschen ELSA-Gruppen spielen sie also eine echte Schlüsselrolle, indem sie das Vereinsnetzwerk mitgestalten und den Boden bereiten für Freundschaften und Kooperationen.

Kaja, die an der Philipps-Universität Marburg studiert, war im Herbst 2023 zum ersten Mal bei einem Nationalen Treffen dabei: Kurz vor dem Beginn des Semesters besuchte sie das Referent:innentreffen in Augsburg. Zuhause in Marburg ist sie Präsidentin der Fakultätsgruppe und damit für Board Management, External Relations und Expansion zuständig. Bei ELSA ist sie schon seit dem ersten Semester aktiv; als Grund für ihren Vereinsbeintritt nennt sie die Vielzahl an Events und den freundschaftlichen Umgang bei den Sitzungen.

Schnell übernahm sie erste Posten, nun also die Teilnahme am Herbstreferent:innen treffen. Dieses Treffen dient besonders der Einführung in die Ämter und bietet Gelegenheit darüber zu diskutieren, welche Ideen, Ziele und Vorhaben ELSA-Deutschland e.V. in nächster Zeit verfolgen soll. Gleich bei ihrer Ankunft in der Fuggerstadt wurde Kaja vom Organisationsteam begrüßt, das große Kennenlernen folgte dann beim Eröffnungsplenum. In den darauffolgenden Tagen verbrachten die Teilnehmer:innen viele gemeinsame Stunden in Workshops. In den sogenannten Area-Workshops wurde vom Bundesvorstand Fachwissen zum jeweiligen Verantwortungsbereich („Area“) der Teilnehmer:innen vermittelt, während der gebietsübergreifenden Joint-Workshops wurde die Möglichkeit zur Diskussion verschiedenster Themen wahrgenommen. Kaja konnte vor allem von Tipps zu Finanzen und Teamführung sowie zur Bedeutung der Beirät:innen profitieren. Ihren Ausklang fanden die Tage in den Bars der Augsburger Altstadt, bevor nach einem großen Abschlussfoto die Heimreise angetreten wurde.

Kajas Rückblick auf die Tage an Wertach und Lech fällt positiv aus: Vor allem die Infos und Ratschläge, die sie auf dem Referent:innentreffen erhalten hat, bereichern seitdem ihr Engagement in Marburg. Viele Teilnehmer:innen in Augsburg haben schon wiederholt die Nationalen Treffen von ELSA besucht. Zu diesen Routiniers zählt auch Zoe, die sich an der Universität Passau inzwischen auf das Examen vorbereitet.

Ähnlich wie Kaja lernte auch Zoe gleich zu Beginn ihres Studiums ELSA kennen und übernahm schon kurz danach Verantwortung. Gerade recht kam da die Generalversammlung von ELSA-Deutschland e.V. im Winter 2019 in Passau, bei der Zoe spontan bei der Durchführung half und seitdem mit den Nationalen Treffen eng verbunden ist. Vor allem die Mischung aus Vereinsarbeit, inhaltlicher Auseinandersetzung und gemeinsamem Feiern hat sie überzeugt. Das Referent:innentreffen von ELSA-Deutschland e.V. in Augsburg war inzwischen bereits das 16. Nationale Treffen für sie. Eintönig wird es trotzdem nicht: Lernen, so erzählt sie, kann sie bei jedem Treffen noch immer etwas Neues, und um alte und neue Gesichter zu sehen, würden sich die Wochenenden so-wieso immer lohnen. Eine ganz besondere Erinnerung ist für Zoe das Herbstreferent:innentreffen im Oktober 2022, das sie als Hauptorganisatorin vorbereitet und geleitet hat. Über die Jahre hat sie durch die Nationalen Treffen zahlreiche Freundschaften knüpfen können und einen engen Freundeskreis gewonnen, der über Stadtgrenzen hinweg in viele ELSA-Fakultätsgruppen reicht.

Das nächste Nationale Treffen findet vom 26. bis zum 29 September 2024 in Halle statt. Im Kalender von Zoe und Kaja ist der Termin schon wieder fest eingeplant.

Stud. jur. Linus Krauss, stud. jur. Luisa Pfau

ELSA-Deutschland e.V.