Wie Ihre Kleidung zu Ihrem Erfolg beiträgt und warum Sie keine roten Krawatten tragen sollten.

 Zum erfolgreichen Einstieg in die Karriere gehört auch die passende Kleidung – getreu dem Motto Kleider machen Leute. Wie Sie die am besten organisieren, was Sie unbedingt brauchen und welche Fettnäpfchen Sie besser vermeiden, hat unsere Expertin für Sie aufgeschrieben.

„Wenn ich gut gekleidet bin, fühle ich mich sicher“

Man hat einen wichtigen Termin, es geht um viel – und die drängende Frage schießt einem in den Kopf: Was ziehe ich bloß an? Gerade zu Beginn der Karriere gibt es oft noch Unsicherheiten: Es gilt, die Balance zu finden zwischen persönlichem Ausdruck und der Einhaltung der geübten Konventionen. Diese Balance zu finden ist wichtig, denn: „Nur wenn ich mich gut gekleidet fühle, fühle ich mich auch sicher“, sagt Benjamin Pfab vom Frankfurter Maßschneider-Label XUITS. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung weiß er, wovon er spricht: „Wir begleiten unsere Kunden und Kundinnen über Jahrzehnte. Sie vertrauen uns als ihrem Kleidungs-Dienstleister. Und sie sagen uns, dass sie sich im Job in ihrer gewählten Berufs-„Uniform“ einfach am wohlsten fühlen“. Uniform? Nun ja, der Look, mit denen man sich im Beruf wohl und sicher fühlt. Das Paradebeispiel dafür war Angela Merkel: der Anzug war stets der gleiche – nur in unterschiedlichen Farben.

Ein entscheidender Vorteil dieser Uniform ist: Hat man diesen eigenen Look erst einmal gefunden, muss man nie wieder morgens darüber nachdenken, was man anzieht. Gerade Juristen und Juristinnen haben am Anfang genug mit dem Berufsstart zu tun – gut, wenn die lästige Kleiderfrage ein für alle Mal erledigt ist und man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Was gilt es denn für angehende Juristinnen und Juristen zu beachten? Da sind, so sagt Pfab, die Möglichkeiten ein wenig begrenzt. Ein dunkelblauer Anzug für den Herrn ist Pflicht – und für die Frauen eigentlich auch. Spielen kann man mit Hemd- und Blusenfarben und mit Accessoires. Aber schon hier liegt der Teufel im Detail: Wähle ich etwa eine rote Krawatte oder ein orangefarbenes Halstuch, sende ich ein starkes Signal: Ich bin heute angriffslustig, selbstsicher – und werde nicht weichen, sagt Pfab. Entscheide ich mich für ein zartes Grün, werde ich hingegen als kompromissbereit und zugänglich wahrgenommen.

„Am Karrierebeginn rate ich zu eher günstigen Stoffen“

Welche Rolle spielt denn das Material des Anzugs? „Am Karrierebeginn rate ich zu eher günstigen Stoffen“, sagt der Experte. Warum? Nun, es müsse schon eine gute Qualität sein, etwa eine gute Schurwolle aus Italien, das sehe auch das Gegenüber. Allerdings dürfe man auch nicht sichtbar höherwertig gekleidet sein als der Vorgesetzte.  Das gilt für Kollegen und Kolleginnen wie für Mandanten gleichermaßen. In erster Linie gehe es darum, Vertrauen zu wecken und die Signale des Anwalts zu vermitteln: Kompetenz, Genauigkeit, Vertrauenswürdigkeit.

Aber das tut doch auch ein Anzug von der Stange? Der Fachmann lächelt ein bisschen gequält. Er rät zum maßgeschneiderten Zwirn, aus mehreren Gründen: Anzüge von der Stange seien oft „Blender“: Die sähen beim ersten Tragen perfekt aus, seien innen aber sehr einfach verarbeitet. Nach ein paar Reinigungen verlieren die Sakkos dann die Form, schlimmstenfalls gibt es Blasen im Stoff. Maßanzüge seien meist hochwertiger verarbeitet und müssten entsprechend seltener ersetzt werden. Auf Dauer komme damit der Maßanzug günstiger als ein Modell von der Stange. Es gilt hier der altbekannte Spruch: Ich kann es mir nicht leisten, billig einzukaufen.

Bei XUITS beginnen die Anzüge bei 1.200 Euro, dafür gibt es auch schon einige Auswahl. Änderungen werden bei Bedarf drei Jahre lang gratis erledigt, Reparaturen sogar 10 Jahre. Hinzu komme: Die Hosen verschleißen schneller als das Jackett, weil sie mehr beansprucht werden. Die Jacke wird nicht dauernd getragen, die Hose schon. Wer nun ein Maßmodell besitzt, kann eine neue Hose oder einen neuen Rock einfach nachbestellen. Oder natürlich auch einen weiteren Anzug – denn sind die Maße einmal genommen, ist der Einkauf mühelos.

„Unser Job ist es, für unsere Kunden genau das Richtige für jede Lebensphase zu finden.“

Was außerdem für den Maßanzug spreche, sei das Signal an Qualität und Kompetenz, das man sendet: Ein geschneiderter Anzug signalisiere gerade nicht Angeberei und fällt auch nicht auf. Sondern drückt aus, dass sich sein Träger seiner Rolle und Verantwortung bewusst ist. Und dass man eben auch von der Kompetenz des Spezialisten profitiert: „Unser Job ist es, für unsere Kunden genau das Richtige für jede Lebensphase zu finden.“ Und das sei eben nicht immer gleich, sondern abhängig von Alter, Persönlichkeit, Position und Branche. Gerade jüngere Männer sollten aufpassen, das richtige Signal zu senden: „Junge Männer stehen schnell unter dem Generalverdacht der Rebellion“, meint er. Nicht jedem Seniorpartner gefalle das. Es gelte, eine andere unterschwellige Botschaft zu senden: „Ich bin keine Gefahr für dich und will von Dir lernen“, so Pfab. Im Idealfall vermittle man Kompetenz und Konformität, ohne die Individualität zu verlieren.

Was macht man denn am Abend, wenn es nach einem Tag im Büro zu einem Geschäftsessen oder einer Veranstaltung geht? Bleibt es da genauso formell? Zumindest die Frauen sind da klar im Vorteil: Sie dürfen die Büroschuhe gegen Lackpumps tauschen, mit auffälligen Accessoires wie großen Ketten oder bunten Schals spielen und sich etwas lockerer kleiden. Die Männer auch? Eher Nein, sagt der Experte: Männer sollten dem blauen oder weißen Hemd treubleiben, auch wenn es abends etwas zwangloser zugeht. Und im Zweifel overdressed: „Ich war bis gerade eben im Büro und kam nicht zum Umziehen“ ist eine Ausrede, die der Karriere eher nicht schadet. Außer natürlich wenn es sich um ein wichtiges Event mit Dresscode handelt: dann gehört die richtige Vorbereitung und Einhaltung des Dresscodes zum Respekt, den man dem Gastgeber und den anderen Gästen schuldet.

„Die Menge der Fettnäpfchen hat sich stark erhöht“

Nun haben sich die Kleidungsvorschriften nach den Corona-Jahren ja ziemlich gelockert? „Ja, und damit hat sich die Menge der Fettnäpfchen stark erhöht“, sagt Pfab und warnt davor, sich im Dresscode-Dschungel zu verirren. Das Studentenoutfit sollte nicht mehr herausgeholt werden, sobald man im Job ist. Vor allem Frauen würden immer noch mehr nach ihrem Äußeren beurteilt als Männer. Während man bei Männern auf das Gesagte achtet, achten Menschen bei einer Frau auch gerne mal zuerst auf die Frisur – oder eben auf die Kleidung. Und hier ist richtige Dosierung gefragt: Übertreibt man es mit Stil und Qualität, kann einer Frau auch das zum Nachteil gereichen. Die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock kann ein Lied davon singen. Unvergessen sind die zahlreichen Kommentare im Netz, als sie mit vermeintlich gewagtem Schuhwerk (halbhohe lila Stiefeletten) einen internationalen Termin absolvierte. Darüber gehen Inhalte dann schon mal schnell verloren.

Gibt es denn einen Kardinalfehler, den man bei der Kleidungswahl machen kann? Nun, sagt Pfab, am schlimmsten sei wohl, sich zu spät damit zu beschäftigen. Es zu verdrängen, und dann in einer wichtigen Situation unter Zeitdruck zu geraten. Denn, so sein Fazit: Nur wenn ich perfekt und für den Anlass passend gekleidet bin, strahle ich die Sicherheit aus, die ich brauche – und kann das erreichen, was ich will. Wenn man erst einmal die erste Hürde genommen habe – sich auf die intensive und persönliche Beratung einzulassen – beginnt eine spannende Reise. Denn die Wahl der Kleidung habe viel mit der persönlichen Außenwirkung zu tun. So wie man eben auch zum Sport gehe und auf seine Ernährung achte. Wenn man das nicht tut, so Pfab, sieht man das einfach.