In diesem Interview mit Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg von Weisner Partner, welches von unserem Redaktionsleiter, Rechtsassessor Sebastian M. Klingenberg, geführt wurde, erhältst du tiefgreifende Einblicke in die Tätigkeitsschwerpunkte der Rechtsgebiete Corporate Law (inklusive M&A), Commercial Law sowie Litigation und strategische Konfliktlösung. Der Tätigkeitsschwerpunkt bei Weisner Partner liegt bei mittelständischen Unternehmen, was besondere Herausforderungen mit sich bringt. Um welche Rechtsfragen es konkret geht, welche Soft Skills benötigt werden und mehr erfährst du in diesem Interview. Zudem geht es um den Karrierebeginn bei Weisner Partner, sei es als Referendar:in oder frische:r Volljurist:in. Sei gespannt!

Zum Unternehmen:

Weisner Partner ist eine Rechtsanwaltsboutique für Corporate, M&A, Commercial und Litigation in Hamburg. Weisner Partner berät Unternehmen und Unternehmer, die nicht nur die juristische Expertise und den Willen zu „gewinnen“ schätzen, sondern auch die ergebnisorientierte und kreative, dabei aber immer pragmatische Herangehensweise von Weisner Partner. Leistungsbereitschaft, gegenseitige Wertschätzung und Loyalität prägen das Verhältnis der Anwält:innen zu ihren Mandant:innen ebenso wie das Miteinander innerhalb des Teams. Die Kanzlei besteht aktuell aus drei Partnern, zwei Associates und einem of Counsel sowie mehreren wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen und Assistent:innen.

Zur Person:

Herr Dr. Dominik Heimberg ist zum Zeitpunkt des Interviews (Oktober 2023) 40 Jahre alt. Er hat vor knapp sechs Jahren gemeinsam mit seinen beiden Partnern Weisner Partner gegründet. Sie haben schon davor viele Jahre in deren früheren Kanzlei zusammengearbeitet. Er war dort bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter neben dem Referendariat tätig und hat dort nach dem Referendariat direkt als Rechtsanwalt angefangen. Er hat also das erlebt, was sie Referendar:innen noch heute gerne erzählen: Dass sie wissenschaftliche Mitarbeiter:innen und Referendar:innen einstellen, damit diesen im besten Fall „für immer“ bei ihnen bleiben.

Vor seinem Referendariat hat Dr. Dominik Heimberg in Bayreuth Jura studiert und promoviert.

Er hat zwei Kinder, eines im Kindergarten und eines wurde gerade eingeschult. Gelebte Work-Life-Balance bedeutet in seinem Fall, dass er nahezu jeden Tag spätestens um 19 Uhr mit seiner Familie zu Abend isst.

Das Interview:

Klingenberg: Lieber Herr Dr. Heimberg, vielen Dank zunächst, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Weisner Partner versteht sich als Corporate-Boutique, bei der zudem Commercial und Litigation zentrale Fachbereiche sind. Ich möchte in unserem Interview zunächst diese drei Fachbereiche näher beleuchten, bevor es um den Karriereeinstieg bei Weisner Partner geht. Zum Einstieg möchte ich deshalb erst einmal die Anglizismen aufschlüsseln: Was verbirgt sich hinter den Begriffen Corporate, Commercial und Litigation ganz grundsätzlich und worum geht es jeweils konkret bei Ihnen, bei Weisner Partner?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg: Meine beiden Partner sind im klassischen Gesellschaftsrecht zu Hause und betreuen seit vielen Jahren mittelständische Transaktionen aber auch laufende gesellschaftsrechtliche Fragestellungen. Dies ist für uns „Corporate“. „Mittelstand“ bedeutet für uns in der Regel inhabergeführt, unabhängig von der Größe. Wir haben keinen Branchenfocus, sondern wenn überhaupt einen „Typfocus“: Uns mögen häufig die mutigen, gestaltenden Unternehmer oder Unternehmensleiter, die uns als pragmatische Wegbegleiter und Wegbereiter schätzen. Wir haben regelmäßig ebenso spezialisierte Boutiquen oder Großkanzleien auf der Gegenseite.

Mein Schwerpunkt liegt hingegen auf der strategischen Konfliktlösung. „Strategisch“ deswegen, weil wir am liebsten komplexe Konfliktmandate oder solche mit besonderer, häufig existenzieller Bedeutung betreuen. Das ist der Bereich „Litigation“. Die Mandate kommen dort einerseits aus dem Gesellschaftsrecht (häufig Gesellschafterstreitigkeiten), aber auch aus dem allgemeinen Zivil- und Wirtschaftsrecht.

Häufig kommen Mandanten durch eine Transaktion oder einen Konflikt zu uns und bleiben dann auch für ihre laufende Beratung bei uns. Dies ist für uns „Commercial“. Hier betreuen wir unsere Mandanten häufig als eine Art „ausgelagerte Rechtsabteilung“ bei ihren laufenden rechtlichen Themen, wie z.B. Vertragsgestaltungen mit Kunden- oder Lieferantenseite.

Wir arbeiten regelmäßig in Zweierteams. Diese bestehen regelmäßig aus einem Partner und einem Associate. Unsere Associates wie auch unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter sind keinem Partner direkt zugeteilt, sondern arbeiten aufgrund unserer überschaubaren Größe mit allen Partnern und daher in allen unseren Bereichen.

 

Klingenberg: Wenn es bei Ihnen in der Kanzlei um Mergers & Acquisitions (M&A) geht, mit welchen Rechtsfragen beschäftigen sich Ihre Kolleg:innen hierbei regelmäßig und wo liegen hierbei die besonderen Herausforderungen, vor allem wenn es um M&A für den Mittelstand geht?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg: Rechtsfragen sind insbesondere:

  • Aufsetzen der rechtlichen Struktur für Bieterverfahren und dessen Begleitung

  • Erstellung und Verhandlung von Vorfeldvereinbarungen (z.B. NDA, LOI)

  • Strukturierung von Due Diligence Prozessen und deren Durchführung

  • Prüfung von verschiedenen aufkommenden Rechtsfragen (ggf. unter Einbeziehung von spezialisierten Kanzleien)

  • Entwurf und Prüfung von Kauf- und weiter abzuschließenden Vereinbarungen

  • Verhandlungsführung (die Bedeutung dessen kann gar nicht hoch genug gehängt werden)

  • Begleitung von Signing und Closing

Das besondere an Transaktionen im Mittelstand ist vielleicht, dass es nochmal mehr auf den Einzelnen ankommt: Wie auch im Team, bilden sich häufig verschworene, kleine Gemeinschaften aus den 1-2 Ansprechpartnern beim Mandanten und dem hier das Mandat betreuenden Team aus wie gesagt meistens zwei Anwält:innen. Das ist meistens viel weniger Mannstärke als auf der Gegenseite, was uns die Chance gibt, Wissen in weniger Köpfen zu vereinen und den Gegner damit insbesondere in den Details zu schlagen.

 

Klingenberg: Für ein erfolgreiches Mergers & Acquisitions bedarf es mehr als das juristische Know-How. Was würden Sie sagen sind wichtige Soft Skills, die ein:e Rechtsanwält:in unbedingt benötigt?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg: Neben einer fundierten juristischen Ausbildung sind aus meiner Sicht ein gutes wirtschaftliches Verständnis, ein Zugang zu Zahlen, ein gesunder Menschenverstand und die Bereitschaft, sich in die Position des Gegenübers zu versetzen und einen „gemeinsamen Weg“ zu finden von großer Bedeutung.

 

Klingenberg: Sie sind hingegen im Bereich Commercial tätig. War dies eine bewusste Entscheidung oder wurden Sie dem Bereich bei Ihrem Karriereeinstieg zugeteilt? Was würden Sie sagen, macht Ihren Fachbereich vielleicht interessanter als den Fachbereich Corporate?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg: Ich wollte immer zivilrechtlicher Generalist bleiben. Bereits bei meiner Berufswahl sagte ich zu meinen damaligen Chefs und jetzigen Partnern, dass ich wirklich gerne bei ihnen anfangen möchte, aber mir eine Spezialisierung nur auf Gesellschaftsrecht zu eng ist. So kam es, dass ich mit meinem jetzigen Partner eine Litigation-Abteilung in unserer vorherigen Kanzlei aufbaute und parallel mich aktiv um die Aufgaben bemühte, die außerhalb des „Kerns“ Gesellschaftsrecht liegen. Ich würde also sagen: Der Bereich Commercial ist nicht zwingend interessanter als Corporate, aber er ist vielfältiger.

 

Klingenberg: Mit welchen Rechtsfragen beschäftigen Sie sich denn hauptsächlich im Rahmen dieses Fachbereichs und welche aktuellen Entwicklungen oder Gesetzesänderungen im Bereich Commercial könnten Unternehmen besonders beeinflussen? Welchen besonderen Herausforderungen begegnen Sie in diesem Zusammenhang bei Ihrer Tätigkeit?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg:  Im Bereich Commercial sind wir hautnah am operativen Betrieb unserer Mandanten: Wir schaffen oder bearbeiten Verträge mit Kunden, Lieferanten oder Dritten. Wir prüfen und optimieren das rechtliche Setup der Mandanten, was bei der Sicherstellung ordentlicher Vertragsschlüsse und AGBs anfängt und vielleicht bei aufsichtsrechtlichen Themen wie notwendigen BaFin-Erlaubnissen aufhört. Unsere Mandanten sehen sich wie die gesamte Wirtschaft zudem seit Jahren zunehmender Regulierung ausgesetzt. Fraglos sind Teile z.B. der DSGVO aus der Sicht des Einzelnen ebenso zu begrüßen wie ein Schutz von Subunternehmern vor Ausbeutung durch ein Lieferkettengesetz. Für Wirtschaftsakteure bedeutet die zunehmende und leider auch immer bürokratischere Regulierung aber vor allem administrativen Aufwand, der die Kosten treibt. Wir sehen uns dort als Mittler und Navigatoren, die unsere Mandanten hier durchführen und insbesondere aufzeigen, was wirklich wichtig ist.

 

Klingenberg: Würden Sie sagen, die Soft Skills, die für den Fachbereich Corporate besonders wichtig sind, sind auch für den Beriech Commercial relevant? Oder bedarf es hierbei anderer Soft Skills?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg: Die notwendigen Softskills sind vergleichbar: Auch hier braucht es ein gutes wirtschaftliches Verständnis. Und, sobald es in die Verhandlung von Verträgen geht, braucht es auch hier ein gutes Gefühl für das Gegenüber, für seine Ziele, und natürlich für seine Schwächen.

 

Klingenberg: Sie sind darüber hinaus für den Fachbereich Litigation zuständig. Wenn es um strategische Konfliktlösung geht, was sind typische Strategien der Konfliktlösung und inwieweit sind sie Ihrer Meinung nach erfolgsversprechend?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg:  Das erste Ziel ist immer, durch eine ordentliche Vertragsgestaltung Konflikte soweit möglich zu verhindern. Konfliktlösung setzt daher bereits ganz am Anfang an. „Strategisch“ muss die Konfliktlösung werden, wenn es nicht bloß um die Titulierung oder Abwehr einer Forderung geht, sondern vielleicht um ein Forderungsbündel, emotionale Aspekte oder häufig auch eine schlechte Ausgangslage. Die wesentliche Strategie ist auch hier wie bei jeder Vertragsgestaltung: Das Hineinversetzen in die Gegenseite: Was will diese wirklich? Wo sind ihre Schwächen, gar nicht mal nur im wirtschaftlichen oder rechtlichen, sondern auch im persönlichen Bereich? Wenn wir z.B. ausmachen können, dass der Gegner voraussichtlich konfliktscheu ist, würden wir mit ihm ganz anders umgehen als mit einem souveränen Entscheider. Das Ziel ist immer, die Ausgangslage für den Mandanten bestmöglich zu nutzen und auf einer besseren „Endlage“ zu landen.

 

Klingenberg: Im Bereich der strategischen Konfliktlösung, welche Qualitäten und Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach entscheidend für eine erfolgreiche Praxis? Gibt es Soft Skills, die besonders hervorstechen sollten, und gibt es möglicherweise solche, die in diesem speziellen Bereich weniger relevant sind? Könnten Sie konkrete Beispiele oder Erfahrungen teilen, die diese Soft Skills veranschaulichen?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg:  Ich kann mich nur wiederholen: Es geht darum, den Mandanten und das Gegenüber bestmöglich lesen zu können. Zudem muss man in der Lage sein, Recht nur als Mittel zum Zweck sehen zu können.

 

Klingenberg: Was sind für Sie die aktuell spannendsten und vielleicht dementsprechend außergewöhnlichsten Sachverhalte und Fragen, mit denen Sie sich hierbei (Konfliktlösung) tagtäglich auseinandersetzen?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg:  Im Gesellschaftsrecht ist das etwa ein Gesellschafterstreit, bei dem die Gegenseite so emotional ist, dass sie trotz recht klarer Rechtslage mit beeindruckend viel Aufwand versucht, die Ansprüche meines Mandanten zu torpedieren. Da geht es mithin um das Erreichen von Vollstreckungssituationen, um Eingaben an Kammern und Behörden, alles um die Gegenseite mit möglichst viel Druck zurück auf eine rationale Ebene zu bringen. Ansonsten ein wirklich außergewöhnlicher Fall zumindest für mich ist eine aktuell von mir geführte Klage gegen eine KFZ-Werkstatt wegen Mängeln bei der Restaurierung eines Oldtimers. Da geht es um Schäden im hohen sechsstelligen Bereich und ich kann mein Technikinteresse ausleben. Dies mache ich sowieso gerne, z.B. auch bei Sachmängelverfahren in Bezug auf große Windkraftanlagen.

 

Klingenberg: Außergewöhnliche Sachverhalte bzw. Rechtsfragen sind auch für das Prüfungsamt interessant. Gibt es bei Weisner Partner aktuell einen Fall, sei es aus dem Bereich Corporate, Commercial oder Litigation, von dem Sie ausgehen, dieser könnte im nächsten Staatsexamen laufen?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg:  Wir durften uns gerade z.B. mit der Wechselwirkung von § 179a AktG und § 311b Abs. 3 BGB für den Fall beschäftigen, dass wesentliche Teile (aber eben nicht alles) eines Unternehmens verkauft werden. § 311b BGB fordert für diesen Fall keine notarielle Beurkundung des Vertrags, nahezu die gesamte Literatur zu § 179a AktG fordert sie trotzdem, obwohl es keine gesetzliche Grundlage gibt. Ob das tatsächlich allgemein genug für das Staatsexamen ist, kann ich nicht sagen, aber es zeigt einmal wieder die Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Gesetzen im Grenzbereich.

 

Klingenberg: Vielen Dank soweit für die ganzen Insights in die Fachbereiche Corporate, Commercial und Litigation. Ich möchte mich nun dem Karrierebeginn bei Weisner Partner zuwenden. Welche Anforderungen werden an die Bewerbung von frischen Volljurist:innen gestellt? Und wie verläuft das Onboarding bei Weisner Partner?  Was können Berufseinsteiger:innen in den ersten 100 Tagen bei Ihnen in der Kanzlei erwarten?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg:  Da wir fachlich ganz oben mitspielen wollen, brauchen wir klar überdurchschnittliche Juristen. Alle aktuellen Berufsträger bei Weisner Partner haben mindestens 20 Punkte aus zwei Examen, auch wenn das nicht konkrete Voraussetzung ist. Englischkenntnisse sollten gut sein. Eine Promotion wird gerne gesehen, ist aber nicht Voraussetzung.  Neben diesen ganzen Hardfacts und einer gewissen Liebe zu Jura braucht es aber vor allem die Einstellung, sich dem konkreten Mandat nicht nur zu stellen, sondern dieses als „seins“ anzunehmen. Zudem sollte man natürlich Spaß daran haben, im Team und nicht nur alleine zu arbeiten.

Das Onboarding läuft in enger Anbindung an alle drei Partner und mit regelmäßigen, formalen Feedbackrunden. Zudem nutzen wir gerne einen externen Personalcoach, der uns nicht nur bei der Auswahl von zu uns passenden Kandidaten unterstützt, sondern auch zumindest einmal in den ersten 100 Tagen (und später nochmal) in Einzelgesprächen sowohl mit uns als auch mit dem Berufseinsteiger Erwartungen, etwaige Abweichungen davon und Perspektiven aufarbeitet. Da Berufseinsteiger keinem Partner allein zugewiesen sind, haben Berufseinsteiger einen „bunten“ Schreibtisch und können zudem von drei ganz unterschiedlichen Partnern lernen.

 

Klingenberg: Möchten Sie unserer Leserschaft das Interview abschließend noch etwas mit auf ihren Weg geben?

Rechtsanwalt Dr. Dominik Heimberg: Ich würde das Referendariat immer dafür nutzen, so viele unterschiedliche Berufsfelder wie möglich kennen zu lernen. Wenn man also schon nebenbei als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Boutique arbeitet, würde ich in der Anwaltsstation z.B. in die Großkanzlei gehen, etc. Und, weil es leider nicht selbstverständlich ist: Ich würde mir immer einen Job für den Berufsstart suchen, für den ich wirklich brennen kann. Nur so erreiche ich herausragende Leistungen. Bezahlung, Prestige, oder auch nur Erwartungen der Eltern oder des Umfelds gaben jedenfalls für mich nie den Ausschlag.

 

Vielen Dank für das Interview.